Wer versucht, via Google etwas über Martin Küchen herauszufinden, landet umgehend beim Küchenstudio Martin in Gera. Dieser amüsante Irrweg passt allerdings ganz gut zum Werk des schwedischen Saxofonisten, der mit seinem Schaffen zwar auch mal geradlinige Jazzmelodien spielt, häufiger jedoch mit Free Jazz und sehr experimentellen Projekten in Erscheinung tritt. So auch hier: Das bedrückende Covermotiv und der entsprechende Albumtitel machen schon deutlich, dass von Küchens (geb. 1966 in Eskilstuna) erster Solo-CD beim Experimental-Label Sofa keine heitere Unterhaltungsmusik zu erwarten ist.
»LIEBER HEILAND, LAß UNS STERBEN« nimmt Kompositionen von Purcell, Busoni und Bach als Ausgangspunkt für teils frei improvisierte, teils in drei- bzw. sechsfachen Saxofon-Overdubs ausgestaltete Sound-Exkurse. Küchen macht sich auf die Suche nach einer Art alternativer Essenz alter Kompositionen, die er wiederum, gefiltert durch Geschichten des 20. Jahrhunderts (das Titel gebende Zitat stammt aus einem Erlebnisbericht aus dem Buch »Die Vertreibung der Deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neiße«), in die Gegenwart. Das verspricht anstrengende Musik, und in der Tat ist dieses gut halbstündige Album auch nicht gerade heiter und flockig - aber doch eine eigenwillige, unvergleichliche Hörerfahrung. Und letztlich ist Küchen damit auch nicht so weite entfernt von den Werken von Håkon Kornstad oder Colin Stetson. Eine gewisse »Schönheit« zieht sich durch diese teils sperrigen, teils tristen Kompositionen, , die Küchen im Mai 2016 in der Krypta des Doms zu Lund aufgenommen hat.