Nordische Musik

Sofa Music goes minimal. Das ist natürlich ein kleiner Gag, speziell wenn man an vorige Alben des Labels und an bisherige Projekte von und mit Ingar Zach denkt, einen der kreativsten Geräuschmusiker und Avantgarde-Jazzer im Sofa-Umfeld. Das jüngste Album seines Trios Mural war beispielsweise ein 3-CD-Set mit einem drei Stunden langen Minimal-Konzert, und auch die Bands Dans les arbres und Huntsville wurden über ihre jeweiligen Veröffentlichungen hinweg zunehmend reduzierter. Doch so still und leise wie nun bei O3 geht es selbst bei Sofa Musickaum einmal zu. Vor zehn Jahren erschien das Debüt des Trios beim englischen Label Another Timbre, und wer deren CDs kennt (beispielweise Skogen), weiß schon, worauf man sich einzustellen hat: Schwebende, reduzierte Atmosphären zwischen Geräusch, Raumakustik und Andeutungen melodischer Fragmente. 

Mit »TRASHUMANCIA« entführen uns der norwegische Perkussionist Ingar Zach, die Italienerin Alessandra Rombolà (Flöten und keramische Objekte) und der spanische Akkordeonist Esteban Algora nach Nordspanien. Es ist die Rede von der angeblich mysteriösen Gemeinde Urueña, im relativen Nirgendwo, in der Provinz Valladolid in der Autonomen Region Kastilien-León; laut Wikipedia leben dort gerade mal 189 Einwohner. Fidel Rasos CD-Coverfoto gibt wohl einen Eindruck der dortigen Stimmung.

Schon das erste Album wurde in der lokalen Kapelle aufgenommen; nun wollten O3 diese abgeschiedene Welt erneut für latent traumnahe Klangerkundungen besuchen und nahmen die Stücke dieser CD mit Miguel Angel Tolosa im selben Ort auf. Diese Hintergrundinfos mögen banal erscheinen, doch sie helfen, sich auf die gedämpfte, aparte Stimmung der fragilen bis kargen Musik einzulassen und sie letztlich besser zu erfühlen. Dann ist »TRASHUMANCIA« ein wahrhaft faszinierendes Ambient-Album aus einer zeit- und ortsentrückten Gegenwart, die es an den Rändern von Europa tatsächlich gibt. Man muss sie nur finden – und hinhören.