Amusio

Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis Kim Myhr und Lasse Marhaug einmal zusammenfinden würden, um gemeinsame Sache zu machen. Schließlich gehören beide zu den Speerspitzen der in Norwegen besonders gut gedeihenden Experimentalmusik. Insbesondere Kim Myhr konnte mit seinen jüngsten Veröffentlichungen wie dem 3-stündigen Tempo (als Mural, mit Jim Denly und Ingar Zach) sowie dem Album Advances And Delays mit Circadia und der Solo-Veröffentlichung Bloom eine international nachhaltige Abstrahlung erlangen. Mit On The Silver Globe, der Stereo-Version einer vorangegangenen 8-Kanal-Aufführung, gestaltet das Duo eine aufwändig inszenierte Meditation zwischen Science und Fiction.

Zur thematischen Orientierung nährten sich Myhr und Marhaug an zweierlei Quellen: Zum einen an den titelgebenden SciFi-Spielfilm Der silberne Planet des heute vor einem Jahr verstorbenen polnischen Filmregisseurs, Schauspielers und Autors Andrzej Zulawski (NachtblendeMeine Nächte sind schöner als deine Tage), zum anderen das Buch Moondust (In Search Of The Men Who Fell To Earth) in dem Andrew Smith die voneinander gravierend abweichenden Erfahrungen der Apollo-Astronauten miteinander vergleicht.

Hier eine SciFi-Parabel über totalitäre Strukturen (was die polnische Obrigkeit 1977 dazu bewog, die Fertigstellung des Films zu unterbinden), dort die subjektive Narration von gleichermaßen realen wie übermenschlichen Erfahrungen. Ein Spannungsfeld, das Myhr und Marhaug u. a. mit oszillatorischem Verve und digitaler Bearbeitung bestellen, wobei jeder Anflug von Kosmonautik dazu angehalten bleibt, sich irdischen Parametern zu fügen. Denn trotz einer organischen Fülle, die On The Silver Globe evoziert, überwiegt der Eindruck gravitätischer Gebundenheit, die im Hinblick auf das vorangestellte Thema sogar die Frage nach dem eigentlichen Sinn der Raumfahrt aufzuwerfen vermag: Gibt es ein Entrinnen?