Hhv.de Mag

Rating
7.8 of 10

Keine Botschaften oder überhaupt andere als musikalische Inhalte: Das will der Spanier Miguel Angel Tolosa in seiner Musik erreichen. Der studierte Komponist und Elektroakustiker hat in dieser Haltung eine große Fraktion von Musiktheoretikern auf seiner Seite. Und Fragen wie die, ob Musik eine Sprache ist oder nicht, erledigen sich für Tolosa damit im Grunde von selbst. Mit »Ephimera«, seinem ersten Soloalbum unter eigenem Namen, ist er dem Anspruch der »Inhaltsfreiheit« ziemlich nahe gekommen. Die Klänge scheinen sich weitgehend selbst überlassen, brummen als Drones durch hallende Räume, knistern und rauschen ein wenig, mal schabt etwas metallisch vorbei, ohne dass man die einzelnen Geräusche richtig dingfest machen könnte, hier und da schweben die Töne gelöst und wie in großer Höhe. Die Stücke auf »Ephimera« sind vorwiegend düster grundiert, was jedoch allenfalls eine Stimmung kennzeichnet – Gefühle sind in Tolosas Musik keinesfalls verboten. Auch hier geht Offenheit vor Eindeutigkeit, man kann, je nach Gemütslage, pessimistische Gesten darin finden oder einfach ein feines Gespür für Rätselhaftigkeit. Unabhängig davon, wie man den emotionalen Aspekt der Musik deutet, haben Tolosas Stücke eine suggestive Dichte, etwas, an dem man sich aller Unbestimmtheit zum Trotz beim Hören selbst festhalten kann. Ein Abenteuer des Hörens ohne Auflösung – und ohne Geschichte.