Nordische Musik

Sechs Jahre liegt Ingar Zachs letztes Soloalbum zurück, doch in der Zwischenzeit ist der norwegische Schlaginstrumentalist und Mitgründer von Sofa Music alles andere als untätig gewesen: Tourneen und Alben mit Mural führten Zachs Klangforschung ebenso in die Tiefe wie die zunehmend atmosphärischeren, ins Offene gehenden Alben von Huntsville. Auch die Bands Dans les arbres und Labfield waren on tour und für mehrere neue Platten im Studio. Wenn sich der 45-Jährige alleine ins Studio begibt, entsteht zuverlässig eine radikale Klangkunst weit jenseits eingängiger Songstrukturen. Für »LE STANZE« (»Die Zimmer«), trotz der italienischen Titel komplett in Spanien entstanden, beschränkte sich Zach, anders als zuletzt bei »M.O.S.«, nun auf ganz wenige Klangquellen; er dehnt und verzerrt, moduliert und radikalisiert die Perkussion mit elektronischen Mitteln so lange, bis nurmehr Drones und spröde Geräuschtexturen übrig bleiben denn Rhythmen und klar erkennbare Orientierungspunkte. Sehr faszinierend.

Das wird den meisten Hörern stark an den Nerven kratzen, und für den sonnigen Spanienurlaub eignen sich die vier Kapitel (oder Zimmer?) dieses knapp 40-minütigen Trips in die extremen Randbezirke der Musik garantiert auch nicht. Die Reduktion erinnert ein wenig an Morten Olsens Soloalbum »BASS DRUM!«, wo der Kollege ähnlich radikal und unorthodox auf die Farben der Geräusche von Schlaginstrumenten setzte. In der unbequemen Fortführung hin zur reinen Klangerfahrung lässt sich Ingar Zachs akustischer Trip jedoch noch besser mit Mika Vainios Noise-Komposition (etwa »Fe3O4 – MAGNETITE«) vergleichen.